Landtag: Energiewende wird sichtbar werden – Diskussion von Politik und Experten

Enquete im Kärntner Landtag zum Thema „Windräder auf Kärntner Bergen?“ – Präsident Rohr: Klimaziele sind klar, Zeit ist knapp – Erneuerbare alternativlos – LR Schuschnig: Energiemix und Versorgungssicherheit sind Standortfaktor -Trendwende herbeiführen unter Vereinbarung von Ökonomie und Ökologie

KLAGENFURT. Zu einer Enquete zum Thema „Windräder auf Kärntner Bergen“ im Kärntner Landtag begrüßte gestern Landtagspräsident Reinhart Rohr nicht nur die Abgeordneten des Kärntner Landtages, sondern auch Bundesräte und Nationalräte sowie Experten von Seiten des Alpenvereins, der Seilbahnen und der Energieproduzenten sowie den für Energie und Energieförderung zuständigen Referenten, LR Sebastian Schuschnig.

Rohr hielt klar fest, dass die notwendige Energiewende einen Wechsel, weg von fossilen Energieträgern hin zu erneuerbaren Energielieferanten, verlange. „Zu jeder Zeit muss erneuerbare Energie verfügbar sein, das muss unser Ziel sein. Der Ausstieg aus fossilen Energierohstoffen ist das Gebot der Stunde, wollen wir alle die Klimaziele einhalten und die Erderwärmung reduzieren. Die Zeit ist knapp, es gibt keine Alternative zur Energiewende“, so Rohr in seinem Eingangsstatement. So würde sich alleine der Strom-Mehrbedarf rein aus erneuerbaren Energiequellen auf 2,1 Terrawatt-Stunden in Kärnten belaufen. Es gehe laut Rohr aber nicht allein darum, ständig den Mehrbedarf an Strom decken zu müssen. „Wir müssen auch Einsparpotenzial heben, der Energiebedarf kann nicht ins uferlose steigen. Zudem sind Bodenversiegelung, Landschaftsbild und Naturraum beim Ausbau erneuerbarer Energie mit zu berücksichtigen“, hielt Rohr fest. So seien beispielsweise unberührte Naturräume weiterhin als solche zu erhalten. „Die Nutzungsformen unserer Kulturlandschaft sind genau zu definieren. Mit der Debatte heute wollen wir darauf eingehen, dass der Ausbau der erneuerbaren Energie Hand in Hand gehen muss mit Natur-Schutz, Landschaftsbild und Ressourcen-Nutzung“, erklärte Rohr.

Energielandesrat Sebastian Schuschnig verwies auf die neue Energiestrategie, deren Ausarbeitung in Kärnten begonnen hat und die erstmals auch die volkswirtschaftlichen Effekte ebenso berücksichtigen werde wie die Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort und das Klima. Zudem sei ein eigenes Energiewendegesetz in Vorbereitung. „Die nachhaltige Energiesicherheit wird immer mehr zum Standortfaktor. Wir werden deshalb das Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energie deutlich erhöhen und können die Trendwende hin zur erneuerbaren Energieproduktion herbeiführen unter anderem auch mit einem klaren Paradigmenwechsel im Umgang mit entsprechenden Projekten. Es geht um ermöglichen, an Stelle Verhinderns. Im Fokus stehen die Versorgungssicherheit der Bevölkerung, die Unabhängigkeit von Energielieferanten aus anderen Ländern sowie der sorgsame Umgang mit Boden und Ressourcen“, stellte Schuschnig klar. Noch im Herbst starten die wissenschaftliche Bedarfsprognose für Kärnten im Rahmen der neuen Strategie, die Potenzialerhebung für erneuerbare Energieerzeugung in Kärnten folge auf diese Bedarfserhebung.

Fossile Energieträger können nicht die Zukunft sein. Auch hier gelte im Sinne der Unabhängigkeit die Regionalität als Gebot der Stunde. „Wir werden die Wende nur mit einem intelligenten Mix aus erneuerbaren Energieträgern aus Sonnenkraft, Wasserkraft, Biomasse, aber eben auch Windkraft, wo es sinnvoll und verträglich ist, herbeiführen können. Auch neue Technologien wie Wasserstoff müssen wir massiv fördern. Dabei müssen wir die Bevölkerung mitnehmen. Denn ja, die Energiewende wird man auch sehen“, sprach Schuschnig die Errichtung von Windrädern an. Der Landesrat verwies jedoch auf die bisherige Entwicklung – jede Epoche habe durch Landwirtschaft, Industrie oder Städtebau sichtbare Veränderungen herbeigeführt und hinterlassen. Schuschig brachte Beispiele wie die Schigebiete, die Kölnbreinsperre, die mittlerweile auch zu den Top-Ausflugszielen Kärntens zählt.

„Es ist unser Auftrag, im Zuge der Energiewende auf besonders Schützenswertes Rücksicht zu nehmen. Wo aber beispielsweise Seilbahnen stehen, sehen wir ein großes Potenzial für Vorreiterprojekte im Sinne der Energiewende. Es gilt also, bestehenden Infrastruktur zu nutzen“, so Schuschnig.

Jeglicher Ausbau moderner Energieträger habe sowohl mit der Ökologie wie auch mit der Ökonomie im Einklang zu stehen. Jedenfalls werde ein Mehr an Mut, an Tempo notwendig sein, um energieunabhängig, krisensicher und versorgungssicher in die Zukunft zu gehen. „Wir werden sicherlich nicht alles zupflastern, aber dort, wo es ökonomisch und ökologisch sinnvoll ist, muss es künftig schneller gehen“, so Schuschnig.

Die Referenten Erich Auer, Naturschutzreferent des Alpenverein Kärnten und Mitglied des Kärntner Naturschutzbeirates/Umweltanwaltes und Liliana Dagostin, vom Österreichischen Alpenverein und Abteilungsleiterin Raumplanung und Naturschutz nahmen in ihren Statements Bezug auf einen Windkraftausbau und warnten vor zu massiven Eingriffen in Berglandschaft, Bergfauna und –flora und den Auswirkungen von Windrädern auf Bergen. Beide appellierten auch, Strom in Zukunft einzusparen und das mobile Verhalten zu ändern.

Aus der Praxis bezog Manuel Kapeller-Hopfgartner, Prokurist der Bergbahnen Gerlitzen Alpe und Fachgruppenobmann Seilbahnen in der Kärntner Wirtschaftskammer Stellung zur notwendigen Energiewende sowie der Nutzung von bereits aufgeschlossener Gebiete wie die Gerlitzen für die Errichtung von Windkraftanlagen.

Franz Dorner, bekannter Energielandwirt und in Kärnten Windkraftpionier und Innovator sprach zum Thema „Energiepolitische Bedeutung der Windkraft insbesondere in den Wintermonaten“ und verwies auf den notwendigen Energiemix aus erneuerbaren Energieträgern, der notwendig ist, um die Versorgung kontinuierlich sicher zu stellen.

Quelle: LPD Kärnten
Foto: LPD Kärnten/Wajand